Wenn wir überfordert sind, können wir nicht lieben...

Manchmal ist das Maß voll- das System schaltet nur noch auf Überleben, die Zahnräder schaffen es gerade nur noch, das Nötigste zu bewältigen. In den anderen Zahnräder knirscht es von Sand und Steinen. Es geht nichts mehr vor und nichts mehr zurück. 

 

Viele von uns sind heutzutage überfordert, weil zuviele Zahnräder zu schnell gedreht werden (müssen). Irgendwann aber schaltet der Geist und Körper auf Notstand um- und schaltet somit alles unnötige ab: Ansprüche, denen wir nicht mehr gerecht werden können.

 

Erschöpfungen weil wir uns zuviel aufhalsen. Kälte, weil wir zuviel und zuteil gefühlt haben und verletzt worden sind (oder uns verletzt haben). Distanz, weil wir unsere Grenzen nicht zu wahren wussten. Gleichgültigkeit, weil wir geglaubt haben, wir müssten immer mehr investieren.  Und irgendwann können wir nicht mehr aufrichtig lieben. Nicht mehr unseren Partner, nicht mehr unsere Eltern oder Geschwister, unsere Tiere. Vor allem nicht uns selbst. Wir sind er-schöpft: wir schöpfen nicht mehr aus uns, die Quelle ist versiegt und der Überlebenskampf beginnt. Wir werden uns nicht mehr gerecht, dieser Welt nicht mehr gerecht, den Ansprüchen, der Schnelllebigkeit, unseren Werten. Wir fühlen: wir verlieren uns. Und wir verlieren den Kontakt zum Herzen, zur Liebe. Wir fühlen nicht mehr tief, fühlen uns taub, nicht mehr verbunden, nicht mehr richtig ganz. 

 

Wir vergessen jedoch eine wichtige Botschaft: die höchste Stufe der Liebe ist das Mitgefühl- daran erinnerte mich eine Karte von Osho wieder. Mitgefühl für Dich selbst: nein, gerade liebst Du dich nicht. Du magst Dich nicht einmal. Vielleicht findest Du dich auch abstossend, bist wütend auf Dich, magst Dich nicht leiden. Kannst Dir nicht verzeihen, dass Du es besser nicht hinbekommst. Dass Du nicht perfekt bist. Die Welt sich anders gestaltet. 

Und das ist total ok so. Denn diese allseits propagierte Selbstliebe ist nicht möglich, wenn Du überfordert bist. Haltlos. In Dir gerade nicht trinken kannst. Wenn Du nicht mehr schöpfst, nur Überleben musst. Dann musst Du Dich nicht lieben.

 

Es gibt jedoch dieses kleine Quäntchen Mitgefühl, dass Du für Dich haben kannst. Diese warme Dusche an Empathie, die Du normalerweise jedem fremdem Menschen auf der Strasse entgegenbringst. Jedem Tier und jedem Kind. Nur ein bisschen Mitgefühl für Dich und dem, wie es Dir gerade geht. Das wünsche ich Dir, das wünsche ich mir. Nur heute ein bisschen Mitgefühl. 

 

In Liebe, 

Jamila 

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Kommentare: 2
  • #1

    Johanna (Freitag, 06 September 2019 20:16)

    Ja, genau das: Mitgefühl für uns selbst, gerade an den schweren Tagen!

  • #2

    Mone (Sonntag, 10 November 2024 22:54)

    Mitgefühl, nur ein wenig. Für uns selbst, wenn alles andere zu schwer ist.

    Je härter der Aufprall, desto größer die Lektion, wenn man denn endlich versteht, sie richtig zu interpretieren. (Der Anfang..)

    Mitgefühl, nur ein wenig. Für andere, weil das eigene Verständnis wieder voran geht. Und ohne es zu verstehen:
    Mitgefühl, steigend. Unversiegt, bietend, achtend. Allem voran: die Akzeptanz des eigenen seins. Die Dankbarkeit, zuhören zu dürfen. Das behütete Gefühl, wenn man der Stille ihre Worte entlockt. Das alles durchringende Gefühl, bestätigt zu werden.

    Und noch eine große Quelle meines Schöpfend:
    Im Leben gibt es kein "gut" und "schlecht". Alles hat seine Berechtigung.
    Wenn du beim nächsten Mal einen Moment des Glückes hast, schaffe eine Widmung an die schlechten Tage. Dadurch gibst du etwas Glück auf, aber es findet dich wieder in dunklen Tagen. Wieder und wieder. So lange du dich traust, daraus zu schöpfen.