Die Devianz-Erschöpfung bei Hochbegabten

Die Devianz- Erschöpfung ist ein Phänomen, das den meisten Hochbegabten bekannt vorkommt, wenngleich sie vielleicht das Wort an sich noch nicht kennen. 

 

Doch was beutetet Devianz eigentlich? Devianz (französisch dévier, deutsch abweichen von) bezeichnet soziologisch oder psychologisch ein von der Norm  „abweichendes Verhalten, das gesellschaftlichen Regeln oder Erwartungen widerspricht. Unterschieden wird bei der Devianz in eine primäre und eine sekundäre Form. Bei der primären Devianz handelt es sich um ein einmaliges Überschreiten der vorhandenen gesellschaftlichen Normen und Werte, ohne längerfristige Folgen für das Individuum und sein gesellschaftliches Ansehen. Die sekundäre Devianz beschreibt, dass sich das deviante Verhalten zum beherrschenden Lebensstil entwickelt und so den Einzelnen oder die Gruppe vom Rest der Gesellschaft abgrenzt. Auch bei Eigenschaften und Merkmale, wie zum Beispiel Krankheit, Behinderung und Hautfarbe, kann in diesem Fall von Devianzen gesprochen werden.(…)“  *

 

Viele Hochbegabte bewegen sich zeitlebens in einem Umfeld, in dem sie meistens nicht verstanden werden oder sich wirklich wohlfühlen. Ihre Art zu denken und zu fühlen wird nie wirklich anerkannt oder geschätzt- sondern oft kritisiert oder bemängelt. Dies muss nicht immer offenkundig sein, oft ist es ein subtiler Druck, sich anzupassen und der „der Norm“ zu entsprechen. Aber so wie Andrea Brackmann in ihrem brillanten Buch schrieb „Jenseits der Norm- hochbegabt und hoch sensibel?“ geht es den meisten Hochbegabten. Ihr Leben lang  versuchen sie etwas zu sein, was sie nicht sind. Vergleichbar, wie wenn sich ein Wolfshund wie ein Eichhörnchen verhalten soll…

 

Wie James T. Webb in seinem Buch „Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung“ treffend beschrieb: „ Für ein hochbegabtes Kind bedeutet ständige Konformität einen enormen Aufwand an mentaler und emotionaler Energie, der zwangsläufig zu Unzufriedenheit führt.“ Dies beziehen Kehr und Cohn als „Devianz-Erschöpfung“, denn für Hochbegabte ist es enorm ermüdend, immer anders zu sein. Ein Mensch, der von Freunden, Familie und der Gesellschaft als Querdenker und Non-Konformist angesehen wird und immer ein deviantes Verhalten zeigt, der nicht für sich selbst und sein SEIN anerkannt und wertgeschätzt wird. Dieser Mensch leidet im Laufe des Lebens an einer Lebenserschöpfung, an einer Devianz-Erschöpfung und im schlimmsten Fall kann diese Ermüdung zu einer ausgeprägten Depression führen oder sich in Wutanfällen äußern. Oft ist den Betroffenen gar nicht bewusst, dass es an der übersteigerten Anpassung liegt und dem enormen Leid, das damit einhergeht. 

 

Wichtig ist: dass sich Hochbegabte bewusst sind, dass diese Erschöpfung angesehen werden möchte. Und dass es so wichtig ist, sein Naturell in Gänze zu leben. Nicht 50%, nicht 70%, sondern zu 100%. Der Wolfshund kann auch nicht nur halb richtig leben, sondern er muss seinen Instinkten bedingungslos folgen, sonst wird er krank.  Und so geht es den Hochbegabten. 

 

Hoffentlich konnte der Artikel helfen, dies anzuerkennen und sich darüber bewusst zu werden. Damit aus der Erschöpfung ein kreativer Schöpfungsprozess wird und Neues erschaffen werden kann. 

 

Alles Liebe, 

Jamila 

 

 

Quellen: 

*Zitiert aus https://neueswort.de/devianz/ 27.08.2017 ) 

https://de.wikipedia.org/wiki/Devianz

Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung: Ein Ratgeber für Fachpersonen und Betroffene von von James T. Webb (Autor), Edward R. Amend (Autor), Nadia E. Webb (Autor), Jean Goerss (Autor), Cathrine Hornung (Übersetzer)

Jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?: Die seelischen und sozialen Aspekte der Hochbegabung bei Kindern und Erwachsenen (Leben lernen) von Andrea Brackmann

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