Ich hatte eine Woche lang einen Pflegehund, einen Rhodesien Richback: ein Kraftpaket voller Muskeln, Schnelligkeit, Energie, der extrem viel Auslauf braucht und immer in die Richtung vorwärts zerrt, um alles aufzusaugen, herumzujagen und seine Energie loszuwerden. Mein kleiner Wolfshund-Welpe ist total sensibel, langsam, muss alles beobachten und aufnehmen, sich hinsetzen, verarbeiten und einfach beschnuppern, ohne Eile und Tempo. Er setzt sich jede 5 Minuten hin, legt sich hin und bleibt dort einfach.
Wenn ich mit beiden spazieren gegangen bin, liefen sie in die komplett gegensätzliche Richtung. Der Rhodesian ist wie unser hochbegabte Teil in uns: der braucht den 6. Gang, die Schnelligkeit, leibt den Wind und das Spiel mit der Kraft, Abwechslung, Sport und Lebenskraft pur. Der Wolfshund steht für den hochsensiblen Teil, der langsam verarbeitet, schnell reizüberflutet ist, und gemächlich die Welt entdeckt. Wie nun geht man entspannt mit beiden Hunden spazieren ohne dass es ein Kraftakt ist?
Denn den einen Hund überfordert man, den anderen unterfordert man. Und genau das ist die Kunst bei Menschen, die hochbegabt und hochsensibel sind…
Wichtig ist, dass der Rudelführer, also Du, auf beide Hunde achtet und beide Bedürfnisse wahrnimmt. Das geht nicht 24/7. Mal wird der eine Hund mehr ausgelastet, mal der andere. Trotzdem ist es immens wichtig, eine klare Führung zu haben und transparent zu sein. Damit beide Hunde spüren, wo die Grenzen liegen. So ist es auch mit der eigenen Hochbegabung und Hochsensibilität.
Die Kunst ist es, zu spüren, wann die eigene Hochbegabung mehr "Auslauf" braucht und rennen muss und wann der hochsensible Teil reizüberflutet ist und Ruhebraucht. Wann man den einen Hund laufen lassen soll, damit er sich austobt und dann ruhig ist und wann den hochsensiblen Hund von der Leine lässt, damit er sich in seinem Tempo reguliert…
Das ist eine Achtsamkeitsübung. Sich bewusst werden über die zwei Hunde in uns. Und über die verschiedenen Tempi die beide brauchen. Und darüber, dass Du der Rudeführer bist und Deine Aufgabe es ist, beide angemessen zu füttern und zu führen.
Ich wünsche Dir viel Spaß bei Deinem täglichen Spaziergang mit den Beiden- wenn Du irgendwann die Balance hast, wirst Du die schönsten Momente leben!