Es gibt diese Tage, wenn alles schwer ist und da irgendwo eine dunkle Trauer liegt, die gesehen werden möchte...
Heute ist mein Trauer- Tag. Meine Trauer, etwas untergraben und versteckt, klopft nun an meine Tür und möchte sich zu mir setzen. In den letzten Wochen war ich nicht besonders gastfreundlich zu ihr, habe ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen. „Trauer, Du bist ein anstrengender und komplizierter Gast, ich weiß nie wirklich, wie ich Dich zufrieden stellen kann“, sprach´s und drehte mich um- ängstlich, sie könnte sehen, wie sehr sie mich einnimmt und wie schwer es mir fällt, sie einfach so abzuweisen.
Und heute pochte sie an meine Tür, so laut, dass ich keine Wahl hatte. Ich habe sie zu mir gesetzt, habe ihr zugehört- sie war sehr wütend und laut, weil ich sie so abgewiesen habe. Eigentlich hat sie ja Recht! Als sie sich dann entladen hat, war sie dann ganz handzahm und sogar irgendwie süss. Ich habe sie deswegen Chouchi genannt.
Und während ich nun schreibe, sitzt Chouchi neben mir und schaut mir zu. Und manchmal, da tut es so weh, sie anzusehen und zu wissen, aus welchen fernen Ländern sie angereist kommt und was sie alles erlebt hat. Manchmal ist es schwer, mich mit ihr zu konfrontieren, denn sie lässt mich nicht einfach los, sondern spiegelt mich immer.
Oft nervt sie mich. Oft hasse ich sie. Oft verachte ich sie. Und trotzdem habe ich sie irgendwie lieb, denn sie ist ein großer Teil von mir, eine lange Wegbegleiterin, die mich schon seit Kindheit an immer wieder beschützt hat. Hätte ich sie nicht gehabt, dann wäre ich verloren gegangen. Dafür danke ich Chouchi.
Heute würde ich sie gerne aus meiner Wohnung schmeißen. Aber das werde ich nicht tun. Denn genau das macht sie wütend, trotzig und anhänglich. Eigentlich möchte sie auch nur liebgehabt werden. Deswegen werde ich mich heute weiter mit Chouchi unterhalten, um ihr zuzuhören.
Und das nächste Mal bekommt sie einen Schlüssel für meine Haustür, denn sie hat jetzt ein Zimmer bei mir bekommen.Vielleicht werden Chouchi und ich sogar richtig gute Freundinnen, auch wenn es
sich jetzt gerade einfach nur schwer anfühlt.
Eure nachdenklich-traurige,
Jamila (inspiriert durch das Lied "Tuga dolazi kasnije")